Unterschied zwischen Einspeisevergütung und Direktvermarktung: Was Anlagenbetreiber wissen müssen
Wer Strom aus seiner PV-Anlage einspeist, steht vor der Wahl: feste Einspeisevergütung oder Direktvermarktung mit Marktprämie. Dieser Artikel erklärt die wichtigsten Unterschiede, zeigt das Prinzip des Marktprämienmodells und beleuchtet, wann sich die Direktvermarktung wirtschaftlich lohnt – besonders für gewerbliche Anlagenbetreiber.
15/10/2025
Seit der Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) können Betreiber von Photovoltaikanlagen ihren erzeugten Strom entweder zu einer festen Einspeisevergütung verkaufen oder ihn direkt am Markt anbieten. Beide Modelle verfolgen dasselbe Ziel – die Einspeisung erneuerbarer Energien in das Stromnetz – unterscheiden sich jedoch deutlich in der Vergütungsstruktur, im Risiko und in der Flexibilität. Besonders für gewerbliche Anlagenbetreiber stellt sich die Frage: Lohnt sich der Umstieg von der klassischen Einspeisevergütung in die Direktvermarktung?
1. Grundlagen: Wie funktionieren Einspeisevergütung und Direktvermarktung?
Einspeisevergütung: Bei der klassischen Einspeisevergütung verkauft der Anlagenbetreiber den gesamten erzeugten Strom zu einem staatlich festgelegten Preis an den Netzbetreiber. Dieser Preis ist für 20 Jahre garantiert und richtet sich nach dem Zeitpunkt der Inbetriebnahme sowie der Anlagengröße. Das Modell bietet Planungssicherheit, ist aber unflexibel: der Strompreis bleibt über Jahre konstant – unabhängig von Marktveränderungen.
Direktvermarktung: Bei der Direktvermarktung hingegen wird der erzeugte Strom an der Strombörse oder an andere Abnehmer verkauft. Die Vergütung orientiert sich an den tatsächlichen Marktpreisen. Betreiber können damit von steigenden Börsenpreisen profitieren, tragen jedoch auch das Risiko sinkender Preise. Die Vermarktung übernimmt in der Regel ein sogenannter Direktvermarkter, der den Stromhandel professionell abwickelt und den Erlös an den Betreiber auszahlt.
2. Die beiden Modelle im Vergleich
Unterschied: Einspeisevergütung und Direktvermarktung
Vergleich der Vergütungsmodelle für PV-Strom
Merkmal
Einspeisevergütung
Direktvermarktung
Vergütungsart
Fester, gesetzlich festgelegter Tarif
Variabler Marktpreis (Börse)
Laufzeit
i. d. R. 20 Jahre (EEG-Förderung)
Unbegrenzt möglich (vertraglich geregelt)
Risiko
Keine Preisschwankungen
Abhängig vom Strommarkt
Erlöspotenzial
Begrenzt
Höher bei hohen Marktpreisen
Verantwortung
Abnahme durch Netzbetreiber
Verkauf durch Direktvermarkter
Anreiz zur Netzdienlichkeit
Gering
Hoch (einspeisen bei Nachfrage)
3. Das Marktprämienmodell: Förderinstrument der Direktvermarktung
Um die Direktvermarktung attraktiver zu gestalten, wurde das Marktprämienmodell eingeführt. Es verbindet die Sicherheit der EEG-Förderung mit der Dynamik des Strommarktes. Betreiber erhalten dabei zwei Vergütungsbestandteile:
Markterlös – den Preis, den der Direktvermarkter für den Strom an der Börse erzielt.
Marktprämie – eine staatliche Ausgleichszahlung, die die Differenz zwischen dem sogenannten anzulegenden Wert und dem Marktwert des Stroms ausgleicht.
So wird gewährleistet, dass Betreiber mindestens so viel verdienen wie bei der Einspeisevergütung – mit zusätzlichem Potenzial nach oben, wenn die Marktpreise steigen.
4. Beispiel: Wie die Marktprämie berechnet wird
Anzulegender Wert: 8 Cent/kWh (von der Bundesnetzagentur festgelegt)
Marktwert des Stroms (Börsenpreis): 5 Cent/kWh
Marktprämie: 3 Cent/kWh
Insgesamt erhält der Betreiber also 8 Cent/kWh. Liegt der Marktwert über dem anzulegenden Wert, entfällt die Marktprämie – der Betreiber profitiert dann direkt von den höheren Marktpreisen.
Dieses Prinzip motiviert Anlagenbetreiber, den Strom gezielt zu Zeiten hoher Nachfrage einzuspeisen – also netzdienlich zu handeln.
5. Vorteile der Direktvermarktung für gewerbliche Betreiber
1. Höhere Erlöspotenziale: Besonders bei hohen Strommarktpreisen übersteigt der Börsenerlös die klassische Einspeisevergütung deutlich.
2. Flexiblere Vermarktung: Direktvermarkter nutzen Prognosemodelle, Speichersteuerungen und virtuelle Kraftwerke, um den Stromverkauf zu optimieren.
3. Anreiz für Eigenverbrauch und Speicherintegration: Unternehmen mit Batteriespeichern oder steuerbaren Lasten können gezielt am Markt teilnehmen und Überschüsse profitabel absetzen.
4. Beitrag zur Netzstabilität: Da Direktvermarktung die Einspeisung am Bedarf orientiert, wirkt sie stabilisierend auf das Stromnetz – ein wichtiger Faktor für den künftigen Energiemarkt.
6. Risiken und Herausforderungen
Preisschwankungen: Erlöse können bei niedrigen Marktpreisen unter der Einspeisevergütung liegen.
Technische Anforderungen: Die Anlage muss fernsteuerbar sein, um an der Direktvermarktung teilnehmen zu können.
Vertragsbindung: Betreiber müssen meist einen Vermarktungsvertrag über mehrere Jahre abschließen.
Bürokratischer Aufwand: Etwas höher als bei der reinen Einspeisevergütung, da Abrechnung und Marktkommunikation komplexer sind.
Ein erfahrener Direktvermarkter übernimmt diese Prozesse jedoch weitgehend und reduziert so den Aufwand auf Betreiberseite.
7. Fazit: Wann lohnt sich die Direktvermarktung mehr?
Für gewerbliche Anlagen mit einer installierten Leistung über 100 kWp ist die Direktvermarktung mittlerweile Standard und oft Pflicht. Doch auch kleinere Betreiber können profitieren – insbesondere dann, wenn:
der Marktpreis über längere Zeit stabil hoch ist,
moderne Steuerungs- und Speichersysteme vorhanden sind,
und ein verlässlicher Direktvermarkter den Strom professionell an der Börse platziert.
Die Einspeisevergütung bleibt zwar die einfachere Lösung, doch die Direktvermarktung mit Marktprämienmodell bietet langfristig die besseren wirtschaftlichen Perspektiven – vor allem für Unternehmen, die aktiv am Energiemarkt teilnehmen wollen.
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