Marktwert Solar steigt stark: Juli 2025 zeigt neue Dynamik im Strommarkt

30/7/2025

Der Juli 2025 hat den Strommarkt überrascht: Der Marktwert für Solarstrom ist auf 5,8 Cent pro Kilowattstunde gestiegen – und das, obwohl der Monat deutlich weniger Sonnenstunden bot als im Vorjahr. Gleichzeitig wurden nur elf Stunden mit leicht negativen Preisen verzeichnet. Dieser Monat zeigt, wie komplex und dynamisch der deutsche Strommarkt mittlerweile reagiert und wie überholt die Befürchtung ist, dass ein schneller Photovoltaik-Ausbau zwangsläufig zu immer mehr Minuspreisen führt.

Der Mythos vom „Zuviel an Solarstrom“

In der öffentlichen Debatte wird häufig behauptet, dass die Photovoltaik den Strommarkt überflute. Mehr installierte Leistung bedeute automatisch mehr Stunden mit negativen Börsenpreisen. Der Juli 2025 widerlegt diese Annahme eindrucksvoll.

Im Juli 2024 waren noch 90 Gigawatt PV-Leistung installiert. Ein Jahr später lag die Kapazität bei rund 107 Gigawatt – ein Zuwachs von 17 Gigawatt. Trotz dieses massiven Ausbaus sank die Zahl der Stunden mit negativen Strompreisen von 81 auf nur elf. Auch die Preisausschläge nach unten fielen deutlich geringer aus.

Der Grund: Der Markt hat sich in den vergangenen Monaten spürbar angepasst. Flexiblere Handelsstrategien, Speicherlösungen und ein verändertes Zusammenspiel zwischen Erzeugung und Verbrauch haben dazu beigetragen, die Preisschwankungen abzufedern.

Warum der Juli 2025 anders war

Das naheliegende Argument lautet: Das Wetter war schlecht, deshalb gab es weniger Solarstrom und damit weniger Überschüsse. Doch diese Erklärung greift zu kurz. Zwar war der Juli 2025 tatsächlich einer der sonnenärmsten der letzten 15 Jahre, dennoch wurde insgesamt mehr Solarstrom erzeugt als im Juli 2024 – über 9.000 Gigawattstunden statt rund 8.600 Gigawattstunden im Vorjahr. Möglich wurde das durch den deutlichen Zubau neuer Anlagen.

Trotz der höheren Gesamterzeugung blieben die Preise stabil. Dafür gibt es mehrere Ursachen:

Erstens war die Stromproduktion aus Wasserkraft in Deutschland um 21 Prozent niedriger als im Vorjahr, bedingt durch eine lang anhaltende Trockenperiode. Fossile Energieträger mussten diese Lücke teilweise schließen, was die Preise stützte.

Zweitens sanken die Stromimporte im Juli um rund 30 Prozent, während die Preise in den Nachbarländern – insbesondere in Frankreich – durch eine geringere Atomkraftproduktion deutlich höher waren. Deutschland exportierte somit mehr Strom zu höheren Preisen.

Drittens war der Stromverbrauch im zweiten Quartal 2025 zwar noch um knapp zwei Prozent geringer als im Vorjahr, stabilisierte sich aber im Juli wieder. Der Gaspreis lag nur leicht über dem Niveau von 2024, ebenso der CO₂-Preis.

Das Zusammenspiel dieser Faktoren führte zu einem neuen Gleichgewicht: Trotz ungünstiger Wetterbedingungen und wachsender PV-Leistung stieg der Marktwert Solar deutlich an.

Zahlen, die zum Nachdenken anregen

Während im Juli 2024 ein Marktwert Solar von 3,55 Cent pro Kilowattstunde erzielt wurde, lag dieser im Juli 2025 bei 5,8 Cent pro Kilowattstunde – ein Anstieg von mehr als 60 Prozent. Selbst an Tagen mit hoher gleichzeitiger Einspeisung aus Solar- und Windkraft, etwa am 23. Juli 2025, fielen die Preise nicht unter 2,3 Cent pro Kilowattstunde.

Die Stromerzeugung durch Windkraft war im Juli 2025 etwas geringer als im Vorjahr, was die Preise zusätzlich stabilisierte. Auch hier zeigt sich: Der Strommarkt reagiert auf komplexe Zusammenhänge, nicht auf einzelne Parameter wie Sonneneinstrahlung oder installierte PV-Leistung.

Neue Marktmechanismen und wachsende Flexibilität

Der Juli 2025 verdeutlicht, dass der Markt beginnt, sich selbst zu stabilisieren. Mehr Photovoltaik bedeutet nicht automatisch mehr Preisvolatilität. Vielmehr sorgen zunehmende Flexibilitätsoptionen dafür, dass sich Angebot und Nachfrage besser ausgleichen.

Dazu zählen unter anderem Batteriespeicher, flexible Industrieprozesse, die Nutzung von Elektrofahrzeugen als temporäre Speicher sowie digitale Steuerungssysteme. All diese Entwicklungen tragen dazu bei, dass Stromüberschüsse effizienter genutzt und Preisspitzen abgefedert werden.

Besonders bemerkenswert ist die wachsende Rolle der Batteriespeicherung. Die installierte stationäre Speicherkapazität in Deutschland dürfte sich bis 2030 auf 220 bis 440 Gigawattstunden erhöhen – das entspricht einer Verzehn- bis Verzwanzigfachung gegenüber heute. Gleichzeitig kommen täglich tausende Elektrofahrzeuge mit hoher Speicherkapazität hinzu.

Mit dieser Entwicklung wird es künftig möglich sein, die solare Mittagsspitze gezielt in die Abend- und Nachtstunden zu verschieben. Das reduziert die Zahl negativer Preisstunden und senkt langfristig die Kosten für Netzstabilisierungsmaßnahmen.

Was das für die Direktvermarktung bedeutet

Für Betreiber, die ihren Solarstrom direkt vermarkten, ist der Juli 2025 ein positives Signal. Ein Marktwert von 5,8 Cent pro Kilowattstunde belegt, dass sich flexible und marktorientierte Vermarktungsmodelle lohnen.

Je volatiler der Markt, desto stärker profitieren Anbieter mit digitaler Steuerung, Echtzeitmessung und Zugriff auf Speicherkapazitäten. Wer seine Einspeisung an Nachfrage- und Preissignale anpasst, kann überdurchschnittliche Erlöse erzielen – vor allem in Zeiten, in denen kurzfristige Preisänderungen nicht mehr nur durch das Wetter, sondern durch ein Zusammenspiel vieler Faktoren bestimmt werden.

Ausblick: Volatilität bleibt, aber sie treibt den Wandel

Der Juli 2025 zeigt, dass negative Strompreise nicht verschwinden, aber ihren Charakter verändern. Sie sind kein Zeichen von Marktversagen, sondern ein Signal für den Umbau des Energiesystems.

Volatile Preise fördern Investitionen in Speicher, intelligente Steuerung und Flexibilitätslösungen. Sie schaffen Anreize für Unternehmen, ihre Energieprozesse anzupassen und selbst aktiver Teil des Marktes zu werden.

Wenn der Ausbau erneuerbarer Energien nun gebremst würde, drohten steigende Preise und eine neue Abhängigkeit von fossilen Energieträgern. Nur ein konsequenter Ausbau der Erneuerbaren, kombiniert mit flexibler Direktvermarktung, kann langfristig stabile und faire Marktbedingungen schaffen.

Fazit

Der Juli 2025 markiert einen Wendepunkt: Trotz mehr installierter Photovoltaik, weniger Sonnenschein und geringerem Stromverbrauch stieg der Marktwert Solar auf ein Rekordniveau. Der Markt zeigt, dass er lernfähig ist. Flexibilität, Speicher und intelligente Vermarktung sind der Schlüssel für ein stabiles Energiesystem.

Statt den Ausbau der Photovoltaik zu bremsen, sollte die Politik jetzt die Rahmenbedingungen für mehr Flexibilität und marktorientierte Lösungen schaffen. Denn die Zukunft der Energiewirtschaft liegt nicht in starren Vergütungsmodellen, sondern in einem dynamischen Zusammenspiel von Angebot, Nachfrage und smarter Steuerung.

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